Die Dampflokomotiven der Baureihe 44

Die BR 44, eine schwere Güterzuglokomotive der Einheitsbauart, Achsfolge 1’E, wurde von 1937 bis 1946 in fast 2000 Exemplaren gebaut; die Prototypen stammen aus den Jahren 1926 (44 001 bis 010) bzw. 1933 (44 011 und 012)

Es handelt sich bei der BR 44 um eine Dreizylinder-Lok, d.h. unter dem Kessel zwischen den beiden äußeren Zylindern befindet sich ein dritter Zylinder (unterhalb der Rauchkammer ist dann das Kolbenstangenschutzrohr zu sehen), der auf die zweite Kuppelachse wirkt.. Allerdings gab es auch zwei Vierzylinder-Heißdampf-Verbund 44’er, die 44 011 und 44 012. Diese Loks wurden 1933 versuchsweise gebaut. Beide überlebten den Krieg und wurden 1950 von der DB (44 011) bzw. 1962 von der DR (44012) ausgemustert. Inzwischen gibt es sogar ein Modell der 1’E h4v in der Baugröße HO.

Die Loks leisteten in der Serienausführung 1850 kW, wogen ohne Tender ca 100 und mit Tender und vollen Vorräten ca. 178 t. Die Länge über Puffer mit Tender betrug ca. 23 m. Die Loks erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h bzw. (44 001 bis 44 010) 70 km/h.

Die 1926 gebauten Prototypen 44 001 bis 44 010 wurden mit drei Zylindern gebaut. Im Vergleich mit den gleichzeitig gebauten Prototypen der Zwillingslokomotive BR 43 verbrauchte die 44 jedoch mehr Dampf, daher ging die BR 44 zunächst nicht in Serie. Erst als höhere Zugleistungen gefordert waren wurde auf die stärkeren Loks der BR 44 zugegriffen: zunächst noch 1933 der Versuch mit der Vierzylinderverbundlok, dann ab 1936 die Serienfertigung (ab 44 013).

Am Bau beteiligt waren alle deutschen Lokomotivfabriken und während des 2. Weltkriegs auch Fabriken in den besetzten Gebieten. Trotz der Vorgaben als Einheitslok kam es dadurch und durch kriegsbedingte Vereinfachungen zu Loks, die sich im Detail unterscheiden konnten.

Die Umbauten nach dem zweiten Weltkrieg führten zu weiteren Änderungen: Kohlestaubfeuerung bei der DR, Ölhauptfeuerung bei DB und DR, Neubauersatzkessel bei der DR, Entfernen bzw. Teilentfernen der Frontschürze, ohne Windleitbleche, Ersatz der Wagnerbleche bei DB und DR und damit verbunden bei der DB der Umbau der Pumpe gaben den Loks unterschiedliche Gesichter.

Auch bei den Tendern gab es Unterschiede: Standardmäßig war die 44 gekuppelt mit dem Tender 2’2’T34 (zunächst genietet, später geschweißt). Allerdings besaßen die Prototypen Tender der Bauart 2’2’T32, teilweise wurden nach dem 2. Weltkrieg weitere Loks mit diesem Tender ausgerüstet. Fotos belegen auch die Kuppelung mit dem Kriegswannentender 2’2’T30 der BR 52 bzw. mit dem Versuchswannentender 2’2’T34 der Firma Borsig ( Mein Modell dieser Lok ). Diese - eigentlich von Borsig als Ersatz für die 5-achs-Tender der BR 01.10 und 45 gedacht - wurden 1941 von Borsig mit den ÜK-Loks 44 1263 bis 1266 gekoppelt. Alle vier Versuchsleichtbauwannentender kamen nach dem Krieg zur DB. Hier wurden sie wie üblich mit auch mit anderen 44'ern gekuppelt. Bei Umbauten für die Öl- bzw. Kohlestaubfeuerung sind diese an den Tendern deutlich zu sehen.

Um 1960 waren bei beiden deutschen Bahnen die vielfältigsten Varianten der BR 44 im Einsatz.

Die Benummerung der Loks folgte den Vorgaben der DR:
                  Baureihenbezeichnung zweistellig (44),
                  Ordnungsnummer drei- bzw. vierstellig (001 bis 1858;
                            höhere Nummern wurden nicht mehr an die DR ausgeliefert, sondern an die SNCF)

Die Einführung der Computernummern veränderte die Struktur:
Bei der DB erhielten alle Dampfloks als 1. Ziffer der Baureihenbezeichnung eine Null, aus 44 wurde also 044; außerdem wurden alle ölgefeuerten 44’er umgenummert zur BR 043. Da die Ordnungszahl nur noch dreistellig sein durfte, wurde einfach die führende 4. Ziffer weggelassen; wäre es dadurch zu einer Doppelbelegung gekommen, erhielt die Lok eine der ‘freien’ Nummern.
Bei der DR der DDR erhielten die Dampfloks auch weiter eine zweistellige Baureihenbezeichnung, wodurch eine vierstellige Ordnungszahl ermöglicht wurde. Dabei erhielten die bisher dreistelligen Ordnungszahlen als führende 4. Ziffer eine 2 (aus 44 797 wurde also 44 2797-9). Beim Umbau auf Kohlestaubfeuerung erhielten die Loks als führende 4. Ziffer der Ordnungszahl eine 9 (44 674 = 44 9674-1, 44 1400 = 44 9400-1), beim Umbau auf Ölfeuerung eine 0 (44 195 = 44 0195-6, 44 1056 = 44 0056-0), eine führende 1 entfiel dafür; bei auftretenden Doppelbelegungen wurde eine ‘freie’ Nummer genommen (44 1195 = 44 0194-9, denn: 44 195 = 44 0195-6). Beim Rückbau auf Kohlerostfeuerung wurde dann aus der führenden ‘0’ in der Regel eine ‘1’, sofern nicht Doppelbelegung: dann wurde aus der ‘0’ eine ‘2’ (44 1152 = 44 0152-7 = 44 1152- ; 44 546 = 44 0546-0 = 44 2546-8) ...

Bei der DB war als letzte Dampflokomotive eine BR 44 im Einsatz: 44 903 zog am 26.10.77 einen Hilfszug, bei der DR waren 44’er bis Ende der 80’er Jahre im Einsatz (die letzten Jahre häufig als ‘Provisorische mobile Heizanlage’/PmH oder ohne eigenen Antrieb als ‘Dampfspender’/Dsp).

Von der BR 44 sind etliche Maschinen erhalten, als Denkmal, rollfähig und auch betriebsbereit

 
© Ernst-Dieter Gorny   Zuletzt geändert am  Sonntag, 10. Juli 2005